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Meine Erfahrungen mit Rollenspiel

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Ich habe 1991 mein erstes Shadowrun-Regelwerk in den Händen gehalten und nur an folgende Situation gedacht, die ich drei Jahre zuvor erlebt hatte:

Zum Meister/Spielleiter: "Wir haben deinen Lieblings-Charakter umgebracht, na und? Wo ist der Goldschatz?"
Eine heftige Diskussion entbrennt zwischen Spielern und Meister, ob sie jetzt den Bogen abfeuern konnten, in dem Winkel, bla bla bla.
Der Spielleiter wird böse und das Ende vom Lied ist: "Gut, ich bin der Meister und da ihr Rondra erzürnt habt, kommen jetzt Blitzstrahlen vom Himmel, die eure gesamte Party zu Asche verbrennen."
Ich dachte bei mir: "Tolles Spiel."

Es drehte sich um DSA und ich wollte nichts spielen, wo ein Mensch die ganze Macht hat und der Spielleiter (SL) nur weil er sauer ist, jemanden über die Klinge springen lassen kann.

Dann traf 1991 einen schon relativ erfahrenen Rollenspieler, der mir von einem Spielabend erzählte, an den er sich erinnern konnte, als habe er einen Film gesehen.
"Ich konnte die Wüste sehen und schmecken. Und ich weiß noch heute, wo jeder Stein lag."
Meine Neugier war geweckt.

Ich kaufte mir das erste Shadowrun Regelwerk fing an zu meistern und sammelte immer mehr Erfahrungen als Meister.

Zitate zu meinem Meister-Stil:

"Claus, du kannst einfach keinen Mittelweg finden. Entweder die Gegner sind hammerschwer oder viel zu leicht."
"War ein völlig langweiliger Abend."
"Du musst genauer beschreiben. Rollenspiel lebt von der Phantasie."
"Das hat mir heute viel Spaß gemacht."

Schon in den ersten Jahren merkte ich, warum das Meister-Amt kein beliebtes ist. Aber ich habe nie aufgegeben und bin immer noch überzeugter Spielleiter.

Die wirkliche Schönheit und wirkliches Rollenspiel habe ich allerdings erst während meiner Ausbildung in Paderborn erfahren. Hier traf ich eine Gruppe, die ich nicht führen musste, sondern die selbst das Spielgeschehen übernahm; die ein Abenteuer weiterspielte, obwohl es für eine Fortführung kein Geld mehr gab! (Es kam mir wie ein Wunder vor.)

Ich habe Spieler und Meister getroffen, die mit einer Ezählkunst aufwarten konnten, dass ich schlicht und ergreifend dachte: "Claus, die spielen in einer anderen Liga."
Ich bin nicht der beste Spielleiter, aber ich gebe mir Mühe, das viel gelacht, die Handlung nicht langweilig und es für alle ein schöner Abend wird. Ich brauche dazu allerdings die Hilfe meiner Spieler und am wohlsten fühle ich mich, wenn ich nur beobachten kann und Hinweise einstreuen muss.

Ich habe auch beschlossen, an meiner Erzählkraft zu arbeiten und es fängt auch meistens gut an:
"Die Kneipe steht relativ verlassen auf einem Platz. Sie ist das einzig hell erleuchtete Gebäude und bleuchtet die Nacht. Rechts und links daneben stehen die Ruinen von anderen Gebäuden. Der Wind weht Papier und anderen Müll durch die Straßen. Die großen Müllcontainer sind bis zum Bersten gefüllt. Unter dem großen Schild Phillis stehen zwei Trolle, die jeden, der eintreten will, durchsuchen."
Später am Abend:
"Ihr tretet in das Labyrinth des Insektengeistes. Es ist aufgebaut wie ein großer Ameisenbau."

Neben all den Schwierigkeiten ist Rollenspiel eins meiner schönsten Hobbies. Ich liebe Situationen, in denen mich meine Spieler anschauen und gespannt auf das sind, was mit ihrem Lieblings-NSC gerade passiert. Ich habe viel erlebt, was kein Film schöner hätte bieten können. Mein Dank gilt hier: Frank (alias Khadgar), Georg, Stocki, Peter, Andreas und Thorsten.

Es war mir einmal vergönnt, einen Bundesliga-Rollenspieler in meiner Gruppe zu haben. Er ging komplett in seiner Rolle auf, schrieb mir E-Mails, was sein Charakter macht und tut in der "Nicht-auf-Run-Zeit". Er erforschte ein Camp als Mais-Ernter anstatt es in Schutt und Asche zu legen und gelangte so an die Informationen, die die Gruppe benötigte. Nebenbei verliebte er sich noch in die (unerreichbare) Tochter eines mächtigen Mannes und machte ihr auf gekonnte und wundervoll zurückhaltende Weise den Hof.

Ebenso genial war es, als zwei meiner Lieblingsspieler sich als amerikanische Touristen verkleideten und auf brilliante Art und Weise ein Gebäude auskundschafteten.

Oder als ich eine Frau in einer Irrenanstalt gespielt habe, die stark mit einem meiner SCs leiert war und ... ich könnte wohl so einiges erzählen ...

Es gibt für mich drei Arten von Rollenspielern:

Der Plot-Orientierte: Das Vorantreiben der Handlung ist für ihn das wichtigste Ziel. Stundlange Gespräche, Interaktionen mit NSCs wirkt für ihn eher störend.

Der "wahre" Rollenspieler: Er verbringt ganze (Spiel)Abende damit, mit seinen NSCs essen zu gehen, liebt die Interaktion und das Ausspielen jeder Situation.
Solche Spieler sind für mich die "wahren" Rollenspieler, weil sie ihren Charakter eben wirklich spielen. Aber sie sind für mich nicht zwangsläufig die besseren Rollenspieler.

Der Munchkin: "Which weapon do you want?" ... "Whatever gives the most plusses." Wer kennt ihn nicht? Der Spieler, der Rollenspiel als Computerspiel betrachtet und versucht die Cheats / Regellücken zu finden.
"Mein Charakter hat Rüstungsklasse 0. Er ist somit unverwundbar, weil man mit einem W6 keine 0 Würfeln kann."

Als SL ist es vor allem schwierig, den Plot-Orientierten und den "wahren" Rollenspieler unter einen Hut zu bringen. Am schwierigsten ist es für mich aber, wenn Spieler darauf warten, das ich sie ins Handlungsgeschehen einbaue, obwohl sie eigentlich schon drin sind. Oder Spieler die jede gute Idee mit den Worten kommentieren: "Könnte funktionieren, aber was wenn der Gegner ...".

Ja, es ist als Meister nicht leicht, aber ich liebe es einfach viele Charaktere zu spielen und keinen Begrenzungen von Geld, magischen oder anderen Fertigkeiten zu unterliegen.

Bis sich unsere Schwerter oder unsere Wege kreuzen!
Claus

PS: Meine Meinung zu guten und schlechtem Rollenspiel.

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