Umstieg auf Linux mit Ubuntu 10.04 LTS
Ich habe heute testweise Ubuntu installiert. Es handelt sich um Ubuntu 10.04 LTS ("Long Term Support"), das auf einer DVD der c't (siehe wikipedia:c't) mitgeliefert wurde. In der "c't kompakt Linux" (Sonderheft) heißt es:
Ich habe den Umstieg von Windows auf Linux schon vor Jahren gemacht und ich habe nie mehr gewechselt. Die wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass man schon unter Windows mit Firefox und anderen freien Programmen (Thunderbird, OpenOffice und so weiter) klar gekommen ist. Wenn man bereit ist, sich ein wenig umzustellen, dann ist man endlich frei. Frei von
- Viren
- Spyware
- Trojanern
und Windows kostet Geld. Mittlerweile reden wir bei Windows7 und Microsoft Office von einem dreistelligen Eurobetrag.
Gerade das Windows mit jeder neuen Version Geld kostet, nervt mich. Natürlich will ich auch Geld verdienen und ich respektiere die Leistung von Microsoft und aller Programmierer, die hinter Windows stehen. Aber ich habe eine kostenlose Alternative, die mich auch ins Internet bringt und mich auch meine Mails und Foreneinträge lesen lässt. Warum also soll ich alle drei bis vier Jahre Kohle ausgeben?
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Erste Gehversuche mit Ubuntu
Die Installation war sehr einfach. Meine Windows7-Partition wurde erkannt und in Ruhe gelassen. Ich kann beim Start des PC jetzt zwischen Windows oder Linux wählen. Im Unterschied zu openSUSE (siehe wikipedia:openSUSE) wurde Gnome automatisch installiert. Bei openSUSE kann ich KDE oder Gnome wählen. Aber bei Ubuntu wird Gnome eh besser unterstützt (sagt auch die c't).
Der erste Schock war: Es gibt keinen "root". Unter Windows gibt es den "Administrator" unter Linux gibt es "root". Man kann sich bei Ubuntu aber nicht mit "root" einloggen. Ich musste schlucken, denn immerhin bin ich es gewohnt, mich als "root" anzumelden, wenn ich administrativ tätig werden will. Auf den ersten Blick war das für mich ärgerlich und deswegen habe ich später auch herausgefunden, dass ich mit "sudo -i" sehr einfach zu "root" werden kann. Auf den zweiten Blick ist das für Anfänger jedoch sehr praktisch. Diese wissen gar nicht, was "root" ist oder was der Befehl "su -" macht. Sie legen einen Benutzernamen an, dazu ein Passwort und schon kann man mit Ubuntu alles machen. Coole Idee! Und dazu sicher, nicht wie unter Windows2000 oder XP, wo Otto Normaluser als Admin gearbeitet hat.
Der zweite Schock: Das Software-Center funktioniert nicht. Schuld ist mein Proxy. Otto-Normalbenutzer wird nicht hinter einem Proxy sitzen, aber wenn doch, ist hier Ende mit seiner Fähigkeit Software zu installieren. Zum Glück habe ich eine c't, die verschiedene Schlagwörter wie "synaptic" und "aptitude" nennt. Dazu setze ich mich seit 18 Jahren mit EDV auseinander und seit 12 Jahren mit Linux. Ich habe erfolgreich den Proxy für "synaptic" und andere Programme eingestellt.
Probleme mit Authentifizierung für den Proxy
Proxy-Probleme habe ich auch schon unter openSUSE gehabt. Es ist wirklich ungewöhnlich privat mit einem Proxy zu arbeiten. Firmen machen das jedoch oft und deswegen können hier bei einer Erstinstallation böse Überraschungen warten.
Schön an Ubuntu ist das es "System - Einstellungen - Netzwerk-Proxy" gibt. Richtig schlecht ist jedoch, dass die Eintragung, der
- IP-Adresse,
- Benutzer und
- Passwort
rein gar nichts für den Firefox und Synaptic bringt. Demnach musste ich zuerst etwas suchen, bevor ich in der Lage war Software zu installieren.
Befehle auf der Kommandozeile werden in einer Shell (aka "Terminal") ausgeführt. Um eine Shell zu starten, klickt man auf "Anwendungen - Zubehör - Terminal". Danach gibt man "sudo synaptic" und sein Passwort ein.
Im Menü klickt man auf "Einstellungen" und danach direkt auf den ersten Menüpunkt, der auch "Einstellungen" heißt. Dort gibt es ein Register "Netzwerk", wo man seinen Proxy eintragen kann.
Damit funktioniert dann Synaptic und man kann Pakete installieren, aber das Software-Center funktioniert immer noch nicht. Das ist jedoch eine sehr starke und ausgeklügelte Anwendung, also müssen wir zum ersten Mal auf die Kommandozeile/Shell zurückgreifen. Ganz ohne geht es unter Linux nicht.
Schlimmer noch, denn leider wurden die Einstellungen von "Netzwerk-Proxy" falsch übernommen. Die "apt.conf" enthält zwar die IP-Adresse, aber nicht Benutzer und Passwort. Das ändert man mit "sudo gedit /etc/apt/apt.conf"
benutzer@pcname:/$ more /etc/apt/apt.conf Acquire::http::proxy "http://benutzer:[email protected]:3128/"; Acquire::ftp::proxy "ftp://benutzer:[email protected]:3128/"; Acquire::https::proxy "https://benutzer:[email protected]:3128/";
Unter der Standard-Installation von wikipedia:Kubuntu (als mit KDE anstatt Gnome) muss man die "apt.conf" erst anlegen und dann die Einstellungen vornehmen. Erst nach diesen Änderungen funktionieren das Software-Center oder Chat-Programme wie "Empathy". Unter Kubuntu sind diese Einstellungen für "KPackageKit" notwendig.
Word und Excel installieren
Office2010 und Office2007 sind beide schon erschienen, aber Office2003 gefällt mir nach wie vor besser, deswegen installiere ich Office2003. OpenOffice gefällt mir mittlerweile genauso gut, wie das Paket von Microsoft. Wenn man jedoch einen Exchange anbinden will, wird es ohne Outlook immer noch schwierig. Es gibt Lösungen wie Evolution an Exchange anbinden, aber mit neueren Exchange-Versionen macht das Probleme.
Selbst wenn man all diese Probleme gelöst hat, bleibt doch für viele Umsteiger das Argument: "Ich will Word und nichts Neues lernen." Außerdem sind PowerPoint-Folien und komplexe Word-Dokumente nicht mit völlig mit OpenOffice kompatibel.
Office2003 lässt sich mit Wine sehr einfach installieren. Nachteil: Excel stürzt bei bestehenden Dokumenten öfters ohne Erklärung ab. PowerPoint-Folien sind zwar lesbar, aber werden nicht korrekt angezeigt. Auch eine komplizierte Installation hat nichts gebracht. Da Wine (unter dem StarCraft2 übrigens einwandfrei läuft) nicht geeignet ist, muss VirtualBox her.
Windows-Partionen mounten
Viele Windows-Benutzer, die umsteigen werden Ubuntu und Linux parallel installieren. Dagegen ist nichts einzuwenden und das funktioniert bei mir jedes Mal ohne Datenverlust. Trotzdem vorher eine Datensicherung machen oder - noch besser - regelmäßige Datensicherungen vornehmen. Um eine Windows-Partition zu wikipedia:mounten kann man die Befehle
sudo mkdir /mnt/windows_c sudo mount -t ntfs /dev/sda3 /mnt/windows_c
benutzen, wobei "sda3" für die Partition steht. Die Bezeichnung wird bei einer USB-Platte oder anderen Windows-Partition anders lauten. Um an solche Informationen zu gelangen ist der Befehl
fdisk -l blkid
wobei "blkid" nicht nur die Namen der Windows-Partitionen ausgibt, sondern auch UUID, die für die "fstab" benötigt wird, um die Partitionen bei jedem Start von Ubuntu zu mounten. Mit
apt-get install ntfs-config
lässt sich ein grafisches Tool installieren, dass in der "fstab" die benötigten Einträge vornimmt.
#Entry for /dev/sda3 : UUID=46D8B184D8B17333 /media/Data ntfs-3g defaults,locale=de_DE.UTF-8 0 0 #Entry for /dev/sda2 : UUID=C29405C29405B9C5 /media/Windows7 ntfs-3g defaults,locale=de_DE.UTF-8 0 0
Damit stehen die Dateien von Windows auch unter Linux zur Verfügung.